Erklärvideos herstellen – Unterrichtsvorbereitung

Lernende können Lerninhalte mit Erklärvideos auf einfache Art visualisieren. Wer anderen etwas erklären kann, ist auf einer höheren Kompetenzstufe angelangt. Erklärvideos animieren die Lernenden, sich intensiv mit einem Thema oder einer Regel auseinanderzusetzen. Mit der Entwicklung eines Drehbuches und einem Storyboard wird die Bearbeitungstiefe noch erhöht. Wenn Lernende Erklärvideos produzieren, nutzen sie dieselbe „Sprache“ wie ihre Mitlernenden. So werden die Videos verständlicher und attraktiver. Lernvideos können langsamer abgespielt werden.

Als Beispiel ein „Erklär-Video“ von Unterstufen-Lehrpersonen, entstanden während des Lock-Downs: Corona im Rosenacker (StopMotion-Technik, in MovieMaker geschnitten und gestaltet)

Eine tolle Videoanleitung für Erklärvideos (ca. 10 min) haben Daniel und Patrick erstellt:

03:35: Spieleleiste in Windows 10 mit Screenrecorder (Windows-Taste + G)

04:14: Schreibende Hand in PowerPoint

06:05: Schneiden / Zusammenfügen von Videos mit Windows Foto

07:32: Interaktive Videos herstellen mit zu beantwortenden Fragen in H5P

Erklärvideos herstellen – Unterrichtsvorbereitung

Erklärvideos müssen nicht professionell daherkommen. Mit einfachen Mitteln sind sie umsetzbar. Der Inhalt ist wichtiger als die technische Ausführung.

„One-Cut-Video“ oder geschnittene Version?

Bei der „One-Cut-Video“-Version filmen die Lernenden einmal am Stück und speichern das Video.

  • Vorteile: viel geringerer Zeitaufwand, wie bei einer Theateraufführung intensives Üben auf den Tag X, keine Schnittsoftware und -Kenntnisse nötig.
  • Nachteile: weniger professionell – Fehler passieren, ungewohnt, nur einmal zu filmen.

Die „One-Cut-Video“-Version ist vor allem für jüngere Lernende oder ein knappes Zeit-Budget besser geeignet.

Möchtest du mit den Lernenden Videos schneiden oder mit StopMotion arbeiten, so kannst du auf Smartphones die Apps Kinemaster (Android) oder iMovie (iPhones) verwenden. Die Arbeitsabläufe sind intuitiv. Als App-Applikation ist immer noch der MovieMaker aus dem Hause Microsoft ein mächtiges und einfach zu bedienendes Programm. Auf Windows-Geräte ist das App Windows-Fotos (mit Film-Editor) einfach zu bedienen.

  • Vorteile: viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten, professionellere Erscheinung, Software kennenlernen.
  • Nachteile: braucht viel Zeit, Hang zum Perfektionismus, benötigt entsprechende Infrastruktur und Apps.

Material und Räume

  • Smartphones oder Tablets, Akkus aufgeladen, Ladekabel in der Nähe
  • Papier in unterschiedlichen Grössen für Hintergrund und das Gestalten grafischer Elemente
  • dicke Filzstifte mit kontrastreichen Farben, Farbstifte
  • Scheren, Klebeband, Klebestift…
  • ruhigen Platz für die Aufnahme
  • Mikrofon / Headsets für bessere Tonqualität

Gruppen / Zusammenarbeit

Die Arbeit mit 3er-Teams hat sich bewährt:

  • Erzähler/in (Texte gestaltend vorlesen)
  • Filmer/in (Einstellungen, Kamerabedienung, Kamerabefestigung, Hintergrund…)
  • Grafiker/in (Elemente anordnen, verschieben, abräumen)

Einstieg

  • Altersgerechtes Video mit Legetechnik zeigen, zum Beispiel „Internet of Things“ von explanity.
  • Mit Google Forms oder Microsoft Forms sammeln, wie ein solches Video aufgebaut ist und was es dazu alles braucht.
  • Gemeinsam besprechen.
  • Thema fixieren, Ideen sammeln, Ideen ordnen: Brainstorming auf einem grossen Blatt Papier machen, Ideen ordnen, Blatt allenfalls auseinanderschneiden und neu ordnen. Digital – mit SMART Lab „Heraus mit der Sprache“, Kursnotizbuch OneNote oder Mindmap – bringt den Vorteil, dass die Daten immer wieder neu gruppiert / verändert werden können.

Drehbuch

Am Anfang eines jeden Filmes steht ein Drehbuch. Je nach Intensität, Schulstufe und Ziel lohnt es sich, ein solches von den Lernenden zu erwarten. Es legt die ersten Strukturen im Projektablauf und führt dazu, dass an den Texten und am Ablauf gefeilt wird. Deshalb ist es wichtig, das Drehbuch digital zu verfassen, damit immer wieder Optimierungen möglich sind.

In die erste Spalte schreiben die Lernenden, was auf dem Blatt Papier passiert und markieren die Elemente (die zu verschieben) sind. In die zweiten Spalte kommt genau der Text, welcher während des Filmes 1:1 gesprochen wird.

Es hat sich bewährt, schon während der eher kopflastigen Drehbucharbeit mit dem Gestalten der grafischen Elemente zu beginnen. Das lockert auf und gibt wieder neue Ideen für das Drehbuch.

Drehbuch Word Beispiel
» Drehbuch-Vorlage Word (Zip-Datei) downloaden

Grafische Elemente

Mit farbigen Zeichnungspapier und Filz- oder Farbstiften gestalten die Lernenden die Elemente. Wichtig ist, dass die Elemente genügend gross sind. Ein Aufnahmeplatz – etwas grösser als ein A3-Zeichnungspapier – kann zum Testen der Grösse eingerichtet werden.

Texte mit kontrastreichen Farben und eher gross und dick schreiben, damit sie auf dem Video gut sichtbar sind. Wichtig: Möglichst wenig Text auf den Elementen und mit Symbolen, Grafiken arbeiten.

Storyboard

Für die verschiedenen Abläufe erstellen die Lernenden nach dem Drehbuch ein Storyboard. Dieses enthält einfache Skizzen zum Ablauf des Filmes.

In unserem Storyboard für einen Erklärvideo skizzieren wir die Elemente.

  • Wo kommen sie hin?
  • Von welcher Seite holen wir sie?
  • Über welche Seite verschwinden sie wieder?

Die Lernenden entwickeln damit Schritt für Schritt den grafischen Ablauf ihres Erklärvideos.

Ideal ist es, wenn die Elemente immer über die gleiche Längs-Seite hinein geschoben oder entfernt werden.

Ausschnitt Storyboard

» Storyboard-Vorlage-ict-wiki-2-18

Übungsphase

  • Vor dem Filmen üben die Gruppen den Filmablauf und optimieren ihn. Wichtig ist, dass alle Elemente schön geordnet bereit liegen.
  • Idee: Eine Gruppe spielt einer anderen in einer „Hauptprobe“ ihr Erklärvideo ohne Filmkamera vor. Die andere Gruppe gibt Feedback und macht allenfalls auf Fehler oder Probleme aufmerksam.

Aufnahmeplatz einrichten

  • Ideal ist ein Fenstersims oder ein Tisch an einem Fenster. Das Licht kommt dann von der gegenüberliegenden Seite und erzeugt keine störenden Schatten.
  • Sonnenlicht ist sehr stark. Ideal ist indirektes Licht wie bei einem leicht bewölkten Himmel.
  • Gefilmt wird von oben. Die Kamera wird mit einer Schachtel oder mit Holzleisten ca. 30 bis 40cm über der Filmfläche fixiert. Praktisch ist eine durchsichtige Plastikbox, bei der eine Längs-Seite für den Elemente-Austausch entfernt und in der Decke (im Boden) ein Loch für die Kamera ausgeschnitten wird. Oder die Aufbewahrungsbox SALMA von IKEA, welche seitlich auf den Tisch gelegt die ideale Masse für das Filmen auf einem A3-Papier bietet.
IKEA Kiste

1) Aufnahmegerät, 2) Loch in der Kiste für die Kamera & Anti-Rutschmatte, 3) Arbeitsfläche, 4) Fläche nach vorne verlängern

  • Vom Filmen aus der Hand rate ich ab. Der Erklärfilm wirkt dann sehr unruhig.
  • Der Erzähler oder die Erzählerin bekommt ein Mikrofon oder Headset. Sprechen alle, geht das auch gut über das eingebaute Mikrofon in den Tablets – aber mit Qualitätseinbussen. » Schlechte Tonqualität bei Verwendung von Surfaces?
  • Die Unterlage (weisses oder farbiges Papier) machst du auf dem Tisch fest. Sonst rutscht sie beim Verschieben der Elemente weg.

Einstellungen Kamera

  • Hast du den Autofocus eingestellt, versucht die Kamera immer, die richtige Schärfeebene zu finden. Das kann bei einem kontrastarmen Hintergrund zum „Pumpen“ ausarten: Die Kamera sucht damit ständig die korrekte Schärfeebene. Deshalb empfehle ich dir, den manuellen Fokus einzustellen. Das ist bei vielen Apps möglich.
  • Korrigiere die automatische Belichtung, wenn du einen sehr hellen Hintergrund hast. Der Belichtungsmesser ist auf ein mittleres Grau eingestellt. Bei der Farbe Weiss wird das Bild „unterbelichtet“ und wirkt dann grau. Korrigiere die Belichtung 1.0 bis 1.5 nach oben (helleres Bild). Beim Surface hat sich auf weissem Papier eine Korrektur um +1.2 bewährt.
  • Erscheinen die Farben nicht natürlich, musst du den Weissabgleich (WB) allenfalls anpassen.
  • In den Einstellungen der Kamera-App kannst du die Filmqualität ändern. Es muss nicht unbedingt die beste Auflösung sein: Statt 1080p 16:9 30fps kannst du 720p wählen. Die Datei wird mehr als 50% kleiner.

Achtung Aufnahme!

  • Das Smartphone oder das Tablet muss ruhig und sicher gehalten werden. Eine transparente Kiste aus durchsichtigem Plastik, in die oben ein Loch für die Kamera und auf einer Seite (oder zwei) eine grosse Öffnung geschnitten wird, bietet einen stabilen Platz.
  • Es können aber auch zwei Kisten oder Stühle sein, über die zwei Holz-Latten gelegt werden.
  • Alternativ: Stativ oder Tablet- / Smartphone-Halterung ausleihen.

Filme optimieren (One-Shot-Video)

  • Meist ist die Lautstärke etwas knapp. Mit dem Browser-Tool Video Louder kannst du Filme bis 500 MB hochladen und die Lautstärke anpassen lassen. » Anleitung Video Louder
  • Filme benötigen schnell eine grosse Datenmenge. Ein dreieinhalb-Minuten-Video vom Surface ist 450 MB gross. Mit dem Browser-Tool Online Video Converter kannst du die Dateigrösse mindestens halbieren, ohne dass die Qualität leidet. » Anleitung Online Video Converter
  • Musst du einen Film in ein anderes Format konvertieren, ist der VLC-Player (kostenlos) eine gute Möglichkeit (auch Komprimierung der Dateimenge).
  • Die Filmqualität kann vor der Aufnahme durch Wählen einer geringeren Auflösung angepasst werden. Führt ebenfalls zu kleineren Dateigrössen.

Filme zum Download anbieten

Die Videos kannst du nun auf Youtube (privat oder öffentlich*), in deiner Schule auf Microsoft 365-STREAM (empfohlen, wenn Lernende Microsoft-Accounts besitzen) hochladen oder deinen Lernenden zum Download zur Verfügung stellen.

» Film mit Smartphone auf STREAM hochladen

» Film über Browser auf STREAM hochladen

Mit swisstransfer.com kannst du Dateien bis 2 GB hochladen und über einen Link innerhalb von 7 Tagen downloaden. Da der generierte Link sehr lang ist, musst du ihn entweder digital zur Verfügung stellen können oder du richtest ein Kurzlink über bit.ly ein. Beispiel: bit.ly/unserevideos2018

*Wenn du Lernfilme öffentlich publizieren willst, benötigst du das Einverständnis der Erziehungsberechtigten.

Zeitaufwand

Für die Erklärvideos – inklusive Drehbuch schreiben in Word, Storyboard, Elemente herstellen, üben und filmen benötigte die gemischte 4.-6. Klasse 8-9 x 2 Lektionen (3er Teams).

Für weitere Erklärvideos kann der Weg auch abgekürzt werden. Vor allem bei einfacheren Themen oder Regeln kann der Aufwand stark reduziert werden, indem du das Storyboard weglässt.

Vorlagen

» Drehbuch-Vorlage Word (Zip-Datei) downloaden

» Storyboard-Vorlage-ict-wiki-2-18

Tipps für Lernvideos

  • Möglichst kurze Videos, maximal 2 bis 3 Minuten.
  • Komplexe Inhalte auf mehrere kleine Lernvideos aufteilen und dazwischen mit Fragen (zum Beispiel in FORMS) oder mit H5P ergänzen.
  • Fokus auf den Inhalt! Alles, was nicht nötig ist, weglassen. Hintergrundmusik und Dekorationsgrafiken sind in der Regel überflüssig.
  • Keine „Leseübungen“ machen, Text als Audio (Speaker) präsentieren oder mit Grafiken ergänzen.
  • Wichtiges hervorheben und markieren.
  • Was zusammengehört, gehört auch zusammen platziert.

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